So schön war die 6. Hamburg-Berlin-Klassik 2013

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Die 6. Hamburg-Berlin-Klassik hätte eigentlich Berlin-Hamburg heißen müssen. Gestartet wurde am Berliner Olympia-Stadion, das Ziel hieß Hamburg. Doch dazwischen lagen wie gewohnt 715 ereignisreiche Kilometer mit vielen Highlights auf und neben der Strecke. Auf zur Rundreise.

Ein Höhepunkt der sechsten Oldtimer-Rallye ersäuft um ein Haar. Den ersten Abend plant die Plusrallye-Truppe um Sportleiter Peter Göbel mit 100 Fackeln. Die Landebahn des Flugplatzes in Lärz und der angrenzende Müritz Airpark soll einmal mehr als besondere Kulisse für die Oldtimer dienen. Doch die Parallel-Prüfung fällt beinahe ins Wasser, ein Regenschauer flutete zuerst die aufgestellten Fackeln und dann die Kleidung der Zeitnehmer und Streckenposten. Die Brenner zum Anzünden der Show wollen im Regen auch nicht so recht, doch fünf Minuten vor der Ankunft des ersten Autos verziehen sich die Wolken und die Landebahn brennt. Und wie.

Auch den durchnässten Vorkriegspiloten verschlägt es den Atem, als die 780 Meter Wertungsprüfung einzig und allein durch 100 lodernde Feuer zu erkennen sind. Teams mit schlechten Scheinwerfern haben zwar ebenso zu kämpfen, wie 6-Volt-Aspiranten, doch allein der Anblick ist alle Mühen wert. Trotz Strapazen beim Start in Berlin mit wilden Verzögerungen durch eine Spontan-Baustelle leuchten jetzt die Augen derer, die am Start stehen.

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Nach knapp 160 km hat man sich auf das Roadbook eingeschossen, Dunlop verteilt Kappen mit eingebautem Leselicht, bei der Himmelspagode in Hohen-Neuendorf gibt es Glückskekse und am Schloss in Rheinsberg spielt eine Drehorgel für alle die, die sich auch noch auf die Sachen neben der Strecke konzentrieren können. Wer bis dato noch in den Chinesenzeichen und Prüfungen versunken ist, kann am Hafendorf Rheinsberg aufatmen. Im Ziel der ersten Etappe warten Kaffee, Kuchen und ein Leuchtturm inmitten der Ferienhausanlage auf die Teams, eine willkommene Entschädigung für die, die zum ersten Mal mit einem Roadbook in Richtung Mecklenburg-Vorpommern unterwegs sind.

Nach dem besagten Flughafen in Lärz soll es nur noch einen kurzen Nacht-Stopp auf dem Marktplatz von Röbel geben, doch die Besucher dort entpuppen sich als echte Oldtimer-Fans mit Durchhaltecharakter. Auch noch spät am Abend flankieren mehrere hundert Schaulustige die Gasse im Ort und lauschen den Erzählungen von Streckensprecher und Klassik-Spezialist Johannes Hübner.

Das Etappenziel heißt wie schon im Vorjahr Göhren-Lebbin, das so genannte Land Fleesensee bietet mit vier Hotels einmal mehr den idealen Ausgangspunkt für den zweiten Tag zwischen Müritz-, Kölpin-, Plauer- und Fleesensee. Am Morgen führt es die Teams noch einmal nach Lärz, diesmal bei Licht und einer neuen Prüfung, bei der eine Mindestgeschwindigkeit von 50 km/h im Ziel eingehalten werden muss. Wer bei solchen Tests eher die Schrittgeschwindigkeit bevorzugt, um 1/100-Sekunden genau das Ziel zu treffen, kann hier Probleme bekommen und es trifft auch gleich den zweifach-Sieger und Titelverteidiger Hanns-Werner Wirth. Der schleicht mit knapp 33 km/h über die letzten Meter, kassiert 300 Punkte und verspielt den sicher geglaubten Hattrick um gerade einmal 6/100 Sekunden.

Doch die Rallye selbst ist noch lange nicht zu Ende. In Flecken-Zechlin sorgen jede Menge Kindergarten-Kinder für Stimmung, wenig später fotografiert selbst die Polizei die 177 Klassiker auf dem Weg zur Bischofsburg in Wittstock an der Dosse. Wer nach 132 Kilometer keine Lust mehr hat, darf im Gutshof in Woldzegarten parken, der wohl einsamsten Mittagsstation aller Hamburg-Berlin-Ausgaben. Im beschaulichen Ort gibt es kaum Platz für die Begleitfahrzeuge, alle Oldtimer dürfen die Wiesen rund um die Eventscheune zuparken, eine knapp bemessene aber dennoch beeindruckende Fahrzeug-Parade bietet sich Zuschauern und Kellnern.

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Der Preis für die meisten Zuschauer an der Strecke geht diesmal nach Plau am See. Kurz vor dem Fischerfest hat man den Marktplatz komplett für die Rallye gesperrt, Sprecher und Zuschauer empfangen alle mit viel Applaus und einer Gedenkmünze der Stadt.

Die nächste Stadt am dritten Tag heißt Parchim, auch hier gibt es standing ovations, dann fahren die Teams zur letzten Mittagsrast in die Landeshauptstadt Schwerin. Unmittelbar am Schloss parken die Karossen im „Alten Garten“, gespeist wird direkt in der Orangerie.

Für die letzten Kilometer hat sich das Plusrallye-Team keine Schwierigkeiten mehr ausgedacht, entspannt soll man über den ehemaligen innerdeutschen Grenzübergang Leisterförde mitsamt Passierschein und dem bezaubernden Rosen Café in Franzhagen in Richtung Elbe rollen. Sportlich werden die Mannschaften dann am Museum Elbinsel Kaltehofe abgewunken, die Bordkarte bleibt zur schnellen Auswertung gleich hier, doch das Grande Finale an der Fischauktionshalle in Hamburg gibt es auch noch. Vor eine grandiosen Kulisse rollen die Teams hier ein, ganz zum Schluss kreuzt auch noch ein Ozeanriese die Kulisse.

Gefeiert werden alle, doch man will auch die zahlreichen Promis der Tour sehen. Allen voran Katharina Witt, die erstmals die gesamte Tour mit BMW Classic Chef Ulrich Knieps im legandären Berlin-Rom BMW 328 fährt. Hinter dem auffälligen Bart grinst auch TV-Koch Horst Lichter und die TV-Kommissare Sabine Postel, Andreas Hoppe, Leonard Lansink sowie Mimi Fiedler tragen in den VW Käfern der Autostadt ihre gute Laune von Berlin nach Hamburg.

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Mit dabei ist auch Bob-Star Andre Lange und der DDR-Kultband-Sänger Claudius Dreilich mit Keyborder Martin Becker, die an der Gala sogar „Über sieben Brücken musst du gehen“ live spielen. Aus Sicht der Motorsportler kann sich die Hamburg-Berlin-Klassik ebenfalls sehen lassen. Neben Rallye-Weltmeister Christian Geistdörfer kommen Joachim Winkelhock und Hans-Joachim Stuck nach Berlin, Autospezialistin und TV-Frau Lina van der Mars moderiert am Abend nebenbei auch noch die Gala und der siebenfache Deutsche Rallyemeister Matthias Kahle siegt mit Beifahrer Alexander Streinbrenner nach dem Patzer von Hanns-Werner Wirth völlig überraschend.

Apropos Überraschung: Für das nächste Jahr will sich die sportliche Leitung wieder eine neue Route einfallen lassen. Zwar startet die siebte Hamburg-Berlin-Klassik wieder an der Elbe und das Ziel heißt Berlin, doch dazwischen könnten ganz neue Orte liegen, natürlich wieder mit zahlreichen sportlichen und kulturellen Überraschungen. Eines steht aber schon jetzt ziemlich sicher fest, nämlich der Termin: vom 10.-13.09.2014, also eine Woche früher als bisher. Wir sagen schon jetzt: „Leinen los!“
Endergebnis 6. Hamburg-Berlin-Klassik 2013 nach 715 km und 20 WP:

1. Matthias Kahle / Alexander Steinbrenner Skoda 130 RS (1976)

     539 Punkte

2. Hanns-Werner Wirth / André Lange Opel GT (1968)

545 Punkte

3. Axel Ernst / Johannes Bitter-Suermann Opel Commodore GS/E (1972)

651 Punkte

4. Hanno Mary / Fuzzy Kofler Lancia Fulvia 1.3 S (1971)

666 Punkte

5. Dirk Hattenauer / Tim Lücke VW T2 (1979)

687 Punkte

6. Hans-Joachim Stuck / Andreas Schleef VW Golf GTI (1983)

779 Punkte

7. Dr. Jürgen Flimm / Christine Flimm Porsche 911 (1972)

808 Punkte

8. André Preiß / Bernd Volkens Ford Capri (1970)

824 Punkte

9. Sandra Wanzeck / Tim Westermann VW Karmann-Giha (1974)

826 Punkte

10. Ferdinand Wachs / Felix Puller Porsche 911 Targa (1972)

860 Punkte


Weitere Infos und Links:

> Homepage Hamburg-Berlin-Klassik
> alle Ergebnisse


Fotos: Lena Barthelmeß
Text: Peter Göbel