Reisetipps für die Monte Carlo 2011

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Auch in diesem Jahr steht die Rallye Monte Carlo auf dem Plan, zumal Skoda-Teamkollege Mark Wallenwein im Skoda Fabia S2000 erstmals bei einem IRC-Lauf startet. Wer ebenfalls nach Valence und die Cote d’Azur fahren will, findet auf den nächsten Zeilen ein paar Besuchertipps.

Die Rallye Monte Carlo wirft in diesem Jahr ihre Schatten weit voraus. Zum 100-jährigen Jubiläum des Motorsport-Klassikers hat sich der Automobilclub von Monaco (ACM) etwas Besonderes ausgedacht. Erstmals verzichtet man auf das obligatorische Nenngeld, was zu einer Flut von Bewerbern führte. Über 250 Teams wollen sich die Rallye aller Rallyes nicht entgehen lassen, doch nur 120 werden zugelassen, darunter 38 Super 2000-Fahrzeuge. Das ist ersten Rekord, dürfte zweitens für eine Zuschauerflut sorgen, was wiederum maximal besuchte Prüfungen und eine noch maximalere Vorplanung voraussetzt. Und damit wären wir schon beim Thema.

Denn so gut die Rallye bei dieser Top-Beteiligung vermutlich wird, so wenig wird die Streckenführung dem großen Jubiläum gerecht. Wer möglichst viel von der Rallye Monte Carlo sehen will, dem verspricht IRC-Promotor Eurosport bis zu 20 Live-Stunden plus zusätzliche Berichte aus der Ardèche, Chartreuse und den französischen Alpen. Das hautnahe Erlebnis ist zwar deutlich mühsamer, doch es gibt wenige Rallye-Enthusiasten, die sich nicht vom Mythos der Monte anstecken lassen.

Die gängigste Methode ist mittlerweile ganz klar der Besuch im Camper. Die Bandbreite geht von den einfachsten Behausungen inklusive Würstchen am Lagerfeuer bis hin zu organisierten Wagenburgen in riesigen Wohnmobilen, denen es maximal am eigenen Pool mangelt. Die optimale Lösung sind allradgetriebene Fahrzeuge oder gar 4×4-Camper, denn wenn es in den Bergen erst einmal schneien sollte, sind alle anderen Fahrzeuge rettungslos verloren. Weil die weiße Pracht in den vergangenen Jahren die Rallye nie wirklich ernsthaft gefährdet hat, wurden die Reisemobile und die Hoffnung auf stabile Plusgrade größer, doch der Tag wird kommen…

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Gut vorbereitete Besucher sollten zwingend Winterreifen montieren und Ketten mitführen, die nicht selten bei schneebedeckter Piste vor den Augen der Polizei montiert werden müssen. Nur bei Allradautos reichen Winterreifen. Weil die Wertungsprüfungen an den ersten beiden Tagen durch enge Schluchten und über schmale Brücken führen, sollte unbedingt eine Michelin-Karte im Maßstab 1:100.000 an Bord sein, denn in ihr sind schmale und niedrige Passagen vermerkt.

Tipps zur passenden Unterkunft ganz in der Nähe der Prüfungen sind zum jetzigen Zeitpunkt so spekulativ, wie der Ausgang der Rallye selbst. Das Internet bietet hier wie immer die sicherste Methode, um fündig zu werden. Sinnvoll sind die Homepages von „gites-de-france“ und „logis-de-france“. Die einschlägigen Hotels zucken schon lange mit den Schultern, Glückstreffer sind aber nie ausgeschlossen, sofern man nicht mit 20 Mann anreisen möchte.

Zu den Prüfungen im Einzelnen:

WP 1: Le Moulinon – Antraigues 36,87 km – Startzeit 10:05 Uhr
Mit über 36 km Länge wartet auf die Teams gleich eine Mammut-WP. Von Le Moulinon schlängelt sich die Piste flüssig durch das Auzéne-Tal. Nach 18 Kilometern erreichen die Fahrer den ersten nennens- und sehenswerten Ort St. Julien de Gua. Einer schnellen Anfahrt folgt eine T-Links mitten im Ort, es folgt ein kurzes Geschlängel mit einem abschließenden Linksabzweig, bevor der Anstieg zum Col de la Fayolle (Foto unten) beginnt. Die Passhöhe wird auch diesmal einer der top besuchten Punkte der Rallye sein, dank breiter Straßen von links und rechts (D 122) haben die Camper beste Anfahrtsmöglichkeiten samt Parkraum. Von den Hügeln am Pass kann die Strecke über mehr als einen Kilometer eingesehen werden. Der große Nachteil der WP: wer sich hier postiert, sieht an diesem Tag nur ein einzige WP. Mit viel Glück wäre eventuell noch der zweite Durchgang in St. Bonnet le Froid erreichbar, doch geschickter ist dann die frühe Anreise zu den beiden ersten WP des Folgetages, vielleicht sogar kombiniert mit dem Besuch des (leider sehr tristen) Serviceparks in Valence. Wichtig bei allen Planungen: Die Polizei sperrt nach schlechten Erfahrungen in den Vorjahren schon am Vorabend die WP für Zuschauer, danach ist eine Zufahrt nur noch von der Seite möglich.

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WP 2: Burzet – St. Martial 41,06 km – Startzeit 11:40 Uhr
Die Königs-WP der Jubiläums-Monte war schon zu Zeiten eines Walter Röhrl der Klassiker. 1982 holte Jochi Kleint den weit vor ihm gestarteten Walter Röhrl ein. Der Weltmeister fuhr Spikes, der Hamburger vertraute auf Slicks und war trotz ein paar sauglatter Passagen um Minuten schneller. Der Grund für den Parallelflug zweier Rothmans-Ascona (Kleint hat bis ins Ziel nicht überholt) lag in der Charakteristik der WP. Los geht es im beschaulichen Burzet auf knapp 500 Metern Höhe, bereits nach 13 km ist die 1000-Marke geknackt und wenn es kalt sein sollte, wartet spätestens hier Schnee und Eis auf die Teams. Bei km 20 biegen die Fahrer spitz rechts (sehr gut einsehbarer Zuschauerpunkt) auf die breite D 122 ab. Es folgen acht sauschnelle Kilometer bis Lachamp-Raphael, danach geht es scharf links (gut zu erreichender Punkt) in Richtung Col de Joux (prima Fernsicht) und dem Ziel in St. Martial. Bei allen guten Zuschauerpunkten ist auch diese einmal zu fahrende WP ungeschickt angelegt, denn man sieht die Teams nur einmal am Tag.

WP 3/4: St. Bonnet le Froid – St. Bonnet le Froid 25,22 km – Startzeit 14:11 + 16:20 h
Die einzige zweimal zu fahrende Prüfung des Tages beginnt im hübschen St. Bonnet le Froid. Der eisige Ort auf 1115 Metern ist nicht nur Start- und Zielpunkt der WP, hier gibt es auch gute Hotels, hervorragende Pilzgerichte und einladende Bäckereien. Für Abhilfe bei Hunger ist also gesorgt, nicht ganz so appetitlich ist die Strecke. An vielen Stellen bietet dichter Nadelwald wenig Durchblick, lohnenswert sind der nördlichste Punkt (schnelle Anfahrt mit anschließender Abzweig-Kurven-Kombination) sowie der Ort St. Julien-Molhesabate nach 2/3 der Strecke. Sollte Schnee liegen, dürften alle Passagen Spannung pur bieten, dann lohnt sich auch ein Kaffee im sicherlich übervollen Start- und Zielort.

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WP 5/7: St. Jean en Royans – Carrefour des 3 Routes 23,05 km – Startzeit 12:23 + 16:07 h
Die breiteste „Rennstrecke“ der Monte schraubt sich östlich von Valence auf einer ultraschnellen Piste in die Berge. Knapp 1000 Höhenmeter geht es bergauf, zuerst höllenschnell mit guten Zuschauerplätzen und freien Wiesen (wenn kein Schnee liegt). Etwas weiter oben wird es dichter, bei km 14 folgt ein Fotohighlight mit zwei Felsdurchfahrten inkl. schneller Rechts. Der ebenfalls schnelle T-Rechts-Abzweig (geht fast voll) auf die D 76 bei km 20 ist nur bei Schnee wirklich gut. Sollte es trocken bleiben, könnten ganz Schlaue mit einem handlichen E-Roller in wenigen Minuten die nahezu parallel verlaufende WP 6/8 erreichen, die etwas später gestartet wird. Mit dem Camper lässt man sich am Besten in der Nähe des Ziels einschließen. Auf knapp 1300 Metern sollte die Bahn endgültig weiß sein, außerdem gibt es hier den nötigen Parkraum für den Wohnuntersatz.

WP 6/8: Cimetiere de Vassieux – Col de Gaudissard 24,13 km – Startzeit 13:04 + 16:48 h
Warum der ACM den Start dieser bekannten WP unmittelbar hinter den Ort Vassieux (D 178) gelegt hat, wird wohl ein Rätsel bleiben. Denn so bleibt ihm der Weg in Richtung La Cime du Mas und den deutlich spannenderen Aufstieg zum Col de Carry so gut wie abgeschnitten. Außerdem sind die ersten Meter eine kaum attraktive Rennpiste, die nur bei Schnee taugt. Wer sich der WP von Norden über die D 178 nach La Cime Du Mas nähert, muss der WP nur einige hundert Meter weiter folgen. Zwei Kehren sind prima einsehbar. Danach verschwinden die Rallyefahrzeuge in Richtung Col, der nicht einmal mit dem Camper wirklich lohnt. Die WP-Überquerung der D 76 verspricht wieder mehr Würze, einer T-Rechts folgt eine schnelle Gabelung nach links. Ab hier sollten Wohnmobilisten auf den guten Rat des Rallye-Magazins vertrauen. Denn die letzten Meter der WP sind zwar fahrerisch anspruchsvoll und eng, doch zum Parken wäre nicht einmal der Mond eine schlechtere Alternative.

WP 9: Montauban sur Ouveze – Eygalayes 29,89 km – Startzeit 09:08 h
Warum der ACM ausgerechnet diese landschaftlich schöne und spektakuläre WP als einzige Etappe an diesem Freitag fährt, ist ebenso rätselhaft, wie die beiden einsamen Auftaktprüfungen der Rallye. Sogar Rallye-Legende und Star-Fotograf Reinhard Klein ließ sich im Vorjahr am Col de Perty einschließen, weil „die Motive so vielseitig und das Ambiente so gut ist.“ Zahlreiche Kehren schrauben sich in übersichtlichem Gelände hinauf zum Col, oben wird gemeinsam gefeiert, getrunken und gecampt. Wer den Col de Perty nun vorschnell einplant, sollte folgendes bedenken. Das Anreisechaos in Richtung Monaco und den Col de Turini wird zu späterer Stunde nicht kleiner und die Tore schließen – wie schon gesagt – sehr früh. Außerdem ist die Polizei im Falle von verschneiten Straßen streng. Rauf kommt nur, wer Ketten oder Allradantrieb hat, auch deshalb, weil die eine der Parkstraßen am Col noch weiter in den Schnee führt und zuweilen einiges Geschick verlangt. Die 392 Kilometer Anfahrt zum Turini über Landstraßen und Autobahnen kosten viel Zeit, so dass eine Auffahrt zum Turini schwer gefährdet sein könnte. Seitliche Zufahrten sind so gut wie ausgeschlossen, zumal die einzige passable Strecke ganz zufällig auch die letzte WP (11/13) der Rallye ist – und damit ebenso unmöglich. Sollte der Monte-Trip wider erwarten schon hier am Perty zu Ende gehen, weil die lange Reise Richtung Monaco seelische Schmerzen bereitet, so muss der Pass auf alle Fälle zum Abschluss der eigenen Monte angefahren werden.

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WP 10/12: Moulinet – La Bollene Vesubie 23,41 km – Startzeit 19:15 + 23:25 h
Dass die Prüfung aller Prüfungen nicht wie gehabt nahe Sospel startet, dürfte an einem kapitalen Erdrutsch liegen, der die Straße nach Moulinet für Monate unbefahrbar machte. Die Piste ist mittlerweile wieder ok, die Verlegung des Starts nach Moulinet aber auch. Richtig spannend und schneereich wird es sowieso erst zwischen „Feuer frei“ und der Passhöhe auf 1607 Metern. Der Col de Turini sollte auch in diesem Jahr das Highlight für Alle werden. An keinem anderen Ort lässt sich der Rallyesport so sehr genießen, wie hier. Im besten Falle türmen sich hier Schneemassen und Fans gleichermaßen, das nächtliche Feuerwerk, die Lichter der Bars, die Blitze der Kameras und das Multikulti-Gejohle ergeben einen Mix, der alle Zweifel wegwischt. Und wenn man dann noch zufällig den Daheimgebliebenen auf dem Sofa live über Eurosport zuwinken kann, hat sich jede Mühe für das 100-jährige Rallye Monte Carlo-Jubiläum gelohnt. Zwischen dem ersten und zweiten Durchgang bleiben übrigens genau 4:10 h Zeit, um im Wohnmobil die Erbensuppe anzurühren oder im Hotel des Trois Vallees mit anderen Stammesgenossen auf den besten Drift anzustoßen. Wer auf den Turini verzichten will, sollte sich die spektakuläre Abfahrt in Richtung La Bollene Vesubie merken. Das Straßenband schlängelt sich über mehrere Kilometer am blankem Fels entlang, zuweilen kann man mehr als zehn Kehren gleichzeitig überblicken. Der einzige Haken: Es gibt so gut wie keine Parkplätze, das gilt besonders für Camper. Wer mag, sollte für den ersten Durchgang vom Turini hier her laufen (ca. 4-5 km), der zweite Turn sollte dann standesgemäß auf dem Pass gefeiert werden.

WP 11/13: Lantosque – Luceram 18,81 km – Startzeit 19:58 + 00:08 h
Das sportliche Finale der Monte kann mit dem Turini zwar nicht mithalten, doch ganz so ohne sind die letzten 19 Kilometer nicht. Nach einem flüssigen Beginn geht es parallel zum Hang in die Berge. Die paar Häuser in St. Arnoux können sich lohnen, sind aber schlecht zu erreichen, Parkraum ist ebenfalls Mangelware. Etwas weiter gibt es einen kleinen Steinbruch auf der rechten Seite, hier kann der Camper unter Umständen bleiben. Die folgenden 10 Kilometer sind eng und bieten Fahrspaß pur, doch es gibt so gut wie keine Fernsicht. Besser wird es erst zwischen dem Col de la Porte und dem Col St. Roch. Die beste Stelle folgt ganz klar nach dem Pass St. Roch, denn eine perfekte Übersicht erlaubt den Blick auf mehrere Kehren bergab in Richtung Ziel.

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Fotos: Peter Göbel