Mit einem kaum für möglich gehaltenen sechsten Gesamtrang beenden Matthias Kahle und Peter Göbel die Zypern-Rallye rund um Paphos. Damit gelingt dem Skoda-Deutschland-Duo mit ihrem Fabia Super 2000 das bisher beste Ergebnis in der Intercontionental Rally Challenge.
Über zu wenig Spannung konnten sich die Veranstalter des letzten IRC-Laufes der Saison nicht beklagen. Erstmals in der noch jungen Geschichte der Intercontinental Rally Challenge hatten noch fünf Fahrer die Chance auf die Krone der Meisterschaft. Neben den vier Skoda-Piloten Jan Kopecky (Tschechien), Juho Hänninen (Finnland), Andreas Mikkelsen (Norwegen) und Freddy Loix (Belgien) konnte sich auch noch Thierry Neuville aus dem belgischen Peugeot-Lager Hoffnungen machen.
Damit das Finale auf der Mittelmeerinsel nicht nur noch von den Besten besucht wurde, gab es in Zypern die doppelten Meisterschaftspunkte. Auch die Eurosport Live-Berichterstattung konnte sich sehen lassen, in den ersten zehn Fahrzeugen waren Kameras montiert und ein Hubschrauber sorgte für brillante Action aus der Vogelperspektive. Nicht zuletzt gabe es am Tag nach der Rallye noch eine so genannte "Golden Stage", die mit einem Preisgeldtopf von 150.000 Euro außerordentlich gut dotiert war.
Auch die Fahrer wollten es krachen lassen, allen voran Juho Hänninen. Der junge Finne, der sich wenige Tage zuvor bereits den Weltmeistertitel in der SWRC-Klasse holte, ging die Sache zu forsch an. Forscher Hänninen flog nach genau 100 Metern auf der ersten langen Wertungsprüfung ab. Sein Skoda Fabia Super 2000 verließ die Piste in einer engen Rechts mit einer stilistisch einwand-freien Rolle, allerdings landete die Fuhre mit einem unübersehbaren Knick im Fahrwerk. Das Aus für den am höchsten gehandelten Sieganwärter.
Auf der vierten WP verabschiedete sich dann Kandidat Nummer 2. Eben noch sorgte Thierry Neuvielle mit einer Fabelzeit für Atem-Aussetzer bei den Konkurrenten, dann machte die Lichtmaschine schlapp und der Peugeot 207 S2000 rollte einfach aus. Auch Super-Star Andreas Mikkelsen hatte Herzklopfen. Um ein Haar wäre er eine steile Böschung runter gerollt, die sich bereits auf das Verformen seines Fabia eingestellt hatte, doch wie durch ein Wunder blieben er und Beifahrer Ola Floene an der Abrisskante hängen.
Der Katari Nasser Al Attijah hatte mit der Meisterschaft zwar nichts zu tun, doch wie schon im Vorjahr wollte der amtierende Dakar-Sieger mit einem Ford Fiesta S2000 für Aufmerksamkeit sorgen. Am Ende des ersten Tages lag der stets gut gelaunte Scheich noch auf Rang 2, dann ging der Motor seines Wagens ein. Dass Al Attiyah kurz zuvor bei einer geheimen Fahrzeug-Kontrolle durch den Veranstalter auffiel, bei dem ein deutliches Untergewicht seines Ford festgestellt wurde, machte ganz nebenbei aber auch die Runde.
Opfer Nummer 3 im Titelkampf war dann Freddy Loix. Der Belgier hatte 2009 seine letzte Schotterrallye gefahren und konnte den Speed der Top-Leute nie wirklich mitgehen. Dann verabschiedete sich einer von vier Zylindern in die ewigen Jagdgründe. Das überschüssige Benzin floss in den Auspuff, wenige Minuten vor dem Start stand die Karre für einen Moment sogar in Flammen. Die Skoda-Mannen Kopecky, Mikkelsen und Hänninen halfen beim Löschen, Loix startete dennoch cool zur letzten WP und schaffte diese sogar, wenn auch mit einem Zeitverlust von über zwei Minuten. Auf der letzten Verbindungsetappe fuhren ihm die Kollegen dann vorsichtig ins Heck und schoben ihn bis zur letzten Kontrolle im Hafen von Paphos. Am Ende konnte Loix so noch Gesamtrang 5 retten.
Deutlich besser lief die Zypern-Rallye für das Skoda-Duo Matthias Kahle und Peter Göbel. Ohne technische Probleme und einen einzigen Kratzer meisterten die Deutschen Rallyemeister alle elf Wertungsprüfungen. Weil man nicht ganz das selbe Material wie die Werksteams hat, waren die Zeiten auf den Prüfungen zwar nicht ganz so gut, dennoch wurde man einem sechsten Gesamtrang und mit dem bisher besten Ergebnis in der IRC belohnt. Durch den doppelten Punktegewinn rutschten Kahle/Göbel damit von Rang 37 bis auf Platz 14 in der IRC-Meisterschaft nach vorne, ein Resulat, über das sich auch die Mannschaft um Technik-Chef Josef Juracka freuen konnte.
Teamkollege Mark Wallenwein schaffte es bei seinem vierten IRC-Einsatz ebenfalls in die Punkte. Nach zwei Reifenschäden und einem deutlichen Zeitverlust am ersten Tag war nicht mehr als Rang 8 drin, aber auch nicht weniger. Drei Mal schaffte es der junge Stuttgarter bei seiner Aufholjagd unter die Top 6 bei den WP-Einzelzeiten und auch die inoffizielle Länderwertung hat nun eine Besonderheit. Zum ersten Mal schafften es zwei Deutsche Teams unter die Top 10 bei einem Lauf zur Intercontinental Rally Challenge.
Für die beiden Crews ist die aktive Saison damit zwar vorbei, doch Ende November wird man zur Motorshow nach Essen reisen. Dann sogar mit dem original Skoda Fabia S2000 im Handgepäck, mit dem Matthias Kahle und Peter Göbel auf Rang 6 über die Rampe rollten.
Gesamtwertung nach elf Wertungsprüfungen über 187,58 Kilometer:
1. | Andreas Mikkelsen / Ola Floene (N/N) | Skoda Fabia S2000 |
2:25:18,5 h |
2. | Jan Kopecky / Pavel Dresler (CZ/CZ) | Skoda Fabia S2000 |
+ 1:40,5 min |
3. | Patrick Sandell / Staffan Parmander (S/S) | Skoda Fabia S2000 |
+ 2:54,8 min |
4. | Karl Kruuda / Martin Järveoja (E/E) | Skoda Fabia S2000 |
+ 4:33,0 min |
5. | Freddy Loix / Fréderic Miclotte (B/B) | Skoda Fabia S2000 |
+ 5:35,4 min |
6. | Matthias Kahle / Peter Göbel (D/D) | Skoda Fabia S2000 |
+ 7:48,9 min |
7. | Toshihiro Arai / Dale Moscatt (J/AUS) | Subaru Impreza |
+ 8:16,2 min |
8. | Mark Wallenwein / Stefan Kopczyk (D/D) | Skoda Fabia S2000 |
+ 13:06,7 min |
9. | Jean-Michel Raoux / Laurent Magat (F/F) | Renault Clio R3 |
+ 14:36,4 min |
10. | Doros Loucaides / Savvas Laos (CY/CY) | Peugeot 207 S2000 |
+ 15:07,8 min |
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Fotos: Andre Lavadinho